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Geschichte Herriedens (782 - 2022) - kurz gefasst

Herrieden - zwölf Jahrhunderte in XII Zeitfenstern

I. 500 v. Chr. Kelten/100 n. Chr. Römer

Römerkastell Ruffenhofen
Modell des Römerkastells Ruffenhofen
im nördlichen Horizont Herrieden
(Foto 2013)

Die ersten nachgewiesenen Spuren menschlicher Besiedlung im Raum Herrieden finden sich aus keltischer Zeit um 500 v. Chr. In der Antike reicht das römische Reich mit dem Limes und dem Kastell Ruffenhofen ganz nahe an das spätere Herrieden heran, schließt es aber nicht ein.

 

II. 782 Reichsabt Deocar/Kaiser Karl der Große

Darstellung Karl der Große besucht Abt Deocar
Kaiser Karl der Große besucht Reichsabt Deocar/Gründung des Reichsklosters (Deckenfresko Langhaus, ca. 1740, Stiftsbasilika Herrieden, Foto 2010).

In Herrieden, an der sich verzweigenden Altmühl, siedeln die Menschen schon früh, angezogen von der überaus günstigen Verkehrslage: Der Fluss selbst wird als Verkehrsweg genutzt. Von Fulda führt eine wichtige Handelsstraße nach Donauwörth, den Flussübergang erleichtert eine Brücke schon in der Karolingerzeit. An diesem wichtigen Verkehrspunkt gründet Karl der Große ein Kloster, in das er 782 das Mitglied seiner Hofkanzlei Deocar als ersten Abt entsendet: Das Reichskloster sollte fränkischen Einfluss durchsetzen und Träger fränkischer Reichskultur werden. Deshalb wird es auch reichlich ausgestattet: So gehört u. a. Melk in Niederösterreich zu seinem Besitz (seit 1982 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Herrieden und Melk). Eine Burg gibt es wohl seit den Tagen der Benediktinerabtei.

 

III. 888 Eichstätt/Chorherren

Hochgrab Deocars 1482
Hochgrab Deocars aus dem Jahr 1482 (v. l.: St. Deocar, St. Wunibald, Mitra und Wappen des Fürstbischofs Wilhelm von Reichenau; Stiftsbasilika Herrieden, Foto 2009).

Im Jahr 888 übereignet Kaiser Arnulf von Kärnten die Reichsabtei Herrieden dem Fürstbischof Erchanbald von Eichstätt, der sie in ein Chorherrenstift umwandelt. An die Stelle des Abtes tritt ein Probst, der den Vorsitz über die Chorherren, die Güterverwaltung, aber auch die Grund- und Leibherrschaft über die Untertanen wahrnimmt.

 

IV. 1238 Herrieden Stadt

Stadt Herrieden
Die hohe Stadtmauer, mit dem mit vielen Schießscharten bestückten überdachten Wehrgang, schützt Bürger und Häuser. Links neben der Stiftskirche sind die Frauenkirche sowie das Stadtschloss mit Turm zu sehen (Ausschnitt Moritz Pedetti, 1762).

In der Eichstätter Chorherrenzeit (888 - 1804) bleibt Herrieden, seit 1238 'Stadt' (in einer Urkunde wird von Herrieder "cives"/Bürgern gesprochen), für ein ausgedehntes Umland nicht nur grundherrschaftlich-niedergerichtlicher Zentralort und seelsorgerisch-geistlicher Mittelpunkt, sondern kultureller Ausstrahlungsort.

Der ausgezeichnete Ruf der Stiftsschule veranlasst z. B. mehrere Augsburger Patrizierfamilien, ihre Söhne als Schüler/Studenten nach Herrieden zu schicken. Auch Jakob Fugger 'der Reiche' hatte im Herrieder Stift eine Pfründe erhalten; Herrieden wird als das 'gelehrteste Stift' gesehen.

 

V. (1) 1316 König Ludwig der Bayer/Schweiz

König Ludwig der Bayer
Auf dem Thron sitzend ergreift der bekrönte König mit der rechten Hand das Szepter als Sinnbild für die weltliche Macht, während er in der linken Hand den Reichsapfel als Symbol für die Weltherrschaft hält (Detailansicht des Siegels der Königsurkunde 64 für Schwyz vor dem belagerten Herrieden, 29. März 1316; Staatsarchiv des Kantons Schwyz).

Am 26. und 29. März 1316 werden von König Ludwig dem Bayern im Feldlager vor der belagerten Stadt Herrieden ("in obsidione oppidi Herriden") vier Königsurkunden für die Urkantone (Schwyz, Uri, Unterwalden) der späteren Schweiz ausgestellt - ein wichtiger Meilenstein zur eidgenössischen Staatlichkeit.

 

V. (2) 1316 König Ludwig der Bayer/Reichsabt Deocar in der Lorenzkirche Nürnberg

Deocar in der Lorenzkirche
Reichsabt Deocar sitzt zwischen jeweils drei Aposteln. Die Parallelität zu Christus ist offensichtlich, zwar eine Stufe unter ihm, doch gleichrangig mit den 12 Aposteln (Deocarusaltar Feiertagsseite, Lorenzkirche Nürnberg, Foto 2010).

Nach seinem Tod wird Deocar bald als Heiliger verehrt, seine Reliquien sind begehrt. Als Herrieden 1316 vom (späteren) Kaiser Ludwig dem Bayern zerstört wird, verbringt dieser einen Großteil der Gebeine Deocars als Siegesbeute nach Nürnberg in die Lorenzkirche.

 

VI. 1358 St. Veits-Reliquiar in der Stiftsbasilika Herrieden

Veits-Reliquiar
Reliquiar des heiligen Veit (Prag, 1358; Foto Original 2011; Nachbildung Stiftsbasilika Herrieden).

Kaiser Ludwigs Nachfolger, Kaiser Karl IV., entschädigt Herrieden für den 'Reliquienraub' seines Vorgängers, indem er das kunsthistorisch bedeutsame St. Veits-Reliquiar (u. a. Ausstellungen 2006 in Berlin und Prag, 2005 in New York) stiftet.

 

VII. 1438 Deocarschrein/Reichsheiltumsschrein

Deocarschrein
Deocar-Silberschrein (Nürnberg, 1437) und Reichsheiltumsschrein (Nürnberg, 1438) Aus: Buckel, Karl/Stadt Herrieden (Hrsg.): Herrieden 1225 Jahre. 782/83 bis 2007/2008. Zeitfenster in die Vergangenheit, Ansbach, 2013, S. 55.

Kaiser Karl IV. will Nürnberg zu der Stadt machen, in der auf Dauer der Kronschatz/die Reichskleinodien, d. h. die Reichsinsignien (z. B. Reichskrone, Reichsapfel) und Reichsreliquien (u. a. Heilige Lanze und Kreuzpartikel) verwahrt werden sollen. Muster für das Behältnis der wichtigen Reichsreliquien wird v. a. der Deocar-Schrein der Lorenzkirche in Nürnberg.

 

VIII. (1) 1618 Von der Burg zum Stadtschloss

Stadtschloss
Das Stadtschloss ist prägend für das Stadtbild (rechts: linker Turm der Stiftskirche; Detail Moritz Pedetti, 1762).

Das Hochstift Eichstätt, mit Herrieden, gehört dem im Zuge der Reichsreform gegründeten Fränkischen Reichskreis an. In der Mitte des 16. Jahrhunderts sind zwei Drittel des Eichstätter Gebiets protestantisch. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) erleidet die Stadt durch die Schweden schwerste Bevölkerungsverluste.

Man kann von der Kontinuität einer Burg seit der Zeit Kaiser Karls des Großen und Reichsabt Deocars ausgehen. Die Burg bzw. das Schloss Herrieden ist in die Herrieder Geschichte eingebunden, u. a. als Sitz des Stadtvogtes, als Fluchtburg im Dreißigjährigen Krieg (1633 Massaker durch die Schweden), als vorübergehende fürstbischöfliche Residenz (1703/1704).

 

VIII. (2) 2019 Stadtschloss Herrieden

Stadtschloss
Brauereigebäude und Palas
(Autokran-Foto, 2013).

Um 1686 wird das Schloss in eine fürstbischöfliche Brauerei umgebaut und kommt 1806 - mit Herrieden - zum Königreich Bayern. Sogleich wird die Brauerei privatisiert, 2000 wird der Brauereibetrieb eingestellt.

 
Stadtschloss
U. a. Ratsgebäude und Torhaus
(Hans Christ: Drohnen-Foto, kurz vor der Eröffnung am 16. Mai 2019).

2009 erwirbt den Gebäudekomplex die Stadt Herrieden. 2019 ist der erste Bauabschnitt abgeschlossen (Bundesprogramm Nationale Projekte Städtebau). Der 2. Bauabschnitt befindet sich noch in der abschließenden Planungsphase.

 

IX. 1806 Herrieden zum Königreich Bayern

Das Siegel der Stadt Herrieden zeigt im Schild den links gewendeten Hasen, der mit seinen Vorderpfoten den auswärts gerichteten Bischofstab hält, die Hinterpfoten stützt er an den aufrechten Stab. (Siegelführung seit 1366 belegt; Archiv Stadt Herrieden).

Bis zur Säkularisation (1803) leben die Menschen in Herrieden unter geistlicher Herrschaft, die Bischöfe im Bistum Eichstätt sind gleichzeitig Reichsfürsten im Hochstift Eichstätt ('unterm Krummstab ist gut leben').
Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806 gehört die Stadt Herrieden zum neuen Königreich Bayern. Durch Gebietsreformen der Jahre 1808/1818 entstehen hier aus rund 40.000 Städten, Märkten, Dörfern und Weilern zunächst über 7000 Gemeinden - Herrieden ist eine davon.

Bayern ist Bestandteil des Zweiten Deutschen Kaiserreichs (1871 - 1918), der Weimarer Republik (1919 - 1933) und des Dritten Reiches (1933 - 1945).

 

X. 1949 Bundesrepublik Deutschland

Heimatvertriebenen-Denkmal
Vertriebenen- und Integrationsdenkmal: Ubi bene ibi patria ('Wo es mir gut geht, bin ich daheim') - die Stadt Herrieden würdigt die gemeinsam geleistete Aufbauarbeit.

Der Freistaat Bayern entwickelt sich innerhalb der Bundesrepublik Deutschland von einem agrarisch geprägten Land zu einem führenden Industrie- und Technologiestandort. Herrieden ist Teil dieser (Erfolgs-)Geschichte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg finden hier viele Heimatvertriebene eine neue Heimat und prägen den enormen wirtschaftlichen Aufschwung mit.

 

XI. 1971 Großgemeinde Herrieden

Wappen der Stadt Herrieden: in Rot ein hockender goldener Hase, der einen aufrechten silbernen Bischofsstab hält.

Durch die Gebietsreform in Bayern ab 1971 verringert sich die Anzahl der kreisangehörigen Gemeinden von etwa 7000 auf nunmehr circa 2000. Neun ehemals selbstständige Gemeinden werden in die Stadt Herrieden eingegliedert. Im Jahr 2022 beträgt die Einwohnerzahl der Stadt Herrieden über 8000.

Wie kommt der 'Hase' in das Wappen der Stadt Herrieden? Der ursprüngliche Name des Reichsklosters 'Hasareoda' (am 24.10.797 erste urkundliche Erwähnung "quod dicitur Hasareoda") leitet sich aus dem angelsächsischen Wort 'hasu' (sumpfig, grau) ab sowie aus dem althochdeutschen Wort 'hriot' (Ried, Sumpf, Wiesenmoor). Im Laufe der Jahrhunderte mutierte 'hasu' zu 'Hase' und schließlich zu 'harried' und 'Herrieden'. Der Bischofsstab symbolisiert die jahrhundertelange Verbindung zum Bistum und Fürstbistum Eichstätt.

 

XII. 2010 Stiftsbasilika

Wappen Papst Benedikts XVI.

Die weit über die Region hinausreichende geistig-spirituelle Ausstrahlung der Stiftsbasilika St. Vitus und St. Deocar wird im Jahr 2010 durch die Verleihung des Ehrentitels einer päpstlichen Basilika gewürdigt.

 

2022: Zentralität Herriedens

Buchcover
Im Titelbild 'Herrieden 1225 Jahre' (2013) wird die Geschichte Herriedens zusammengefasst: Kaiser Karl der Große im Krönungsornat mit Reichskrone (Albrecht Dürer 1511/13), Beichte Karls des Großen bei Deocar (Deocaraltar, Lorenzkirche Nürnberg). Blick auf die Westseite der Stiftsbasilika 'St. Vitus und St. Deocar'; links: (mit Dachreiter) 'Zu Unserer Lieben Frau' (vermuteter Standort des Klosters von Deocar um das Jahr 782.

Die Zentralitätsfunktion Herriedens zeigt sich heute auch im schulischen (Förderschulen, Grund- und Mittelschule, Realschule, Campus Herrieden der Hochschule Ansbach) und kulturellen Angebot (Volkshochschule, Zentrale der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Ansbach, Stiftsbasilika-Konzerte).


© Text/Abbildungen/Fotos: Karl Buckel (14. Juni 2022).